064. Hermann Langbein to Primo Levi, May 10, 1986

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Langbein sends a – rather critical – German review of Se non ora, quando? (If Not Now, When?) and is happy to be seeing Levi soon in Turin, on the occasion of the conference on November 21-22, 1986, organized by the ANED at Palazzo Lascaris.

Wien, den 10. Mai 1986

 

Herrn Professor
Dr. Primo Levi
Corso Re Umberto 75
Torino

 

 

Caro amico,[1]

Herzlichen Dank für Deinen Brief vom 28. 3. Es freut mich immer, von Dir zu hören; und ich beneide Dich fast, wie produktiv Du noch immer bist. Wie ich schon geschrieben habe, publiziere ich – abgesehen von einem Artikel da und dort – nicht mehr. Dazu reichts nicht mehr.

Nach wie vor gehe ich aber in Schulen und da gehts mir offenbar anders als Dir: Ich fühle mich richtig wohl in Diskussionen (wenn sie – wie meist – intelligent geführt werden). Da werde ich auch nicht müde. Und gerade jetzt, wie anlässlich der Bundespräsidentenwahl so viel Schreckliches wiederaufsgelebt ist, fühle ich noch deutlicher unsere Verpflichtung auf diesem Gebiet.

Morgen fahre ich wieder zu einem Seminar für Pädagogen nach Linz. Es ist bereits das 6. Jedesmal im März veranstalten wir es unter dem Thema „Ideologie und Praxis des Nationalsozialismus“ dank unserem Unterrichtsministerium. Und auch vor Schulschluss sind noch zwei Schulbesuche auf dem Programm.

Ich bemühe mich auch, den 50. Jahrestag des Bürgerkriegs in Spanien und die Bildung der Internationalen Brigaden dort zum Anlass zu nehmen, um auch dieses Thema mit österreichischen Überlebenden dieser Brigaden in die Schulen zu bringen, weiss allerdings noch nicht, ob das gelingen wird; das Thema ist ja heikler.

Wie Du einer Beilage entnehmen kannst, laufen auch Bemühungen, um in Dachau eine internationale Jugendbegegnungsstätte einzurichten.

Und eine andere Beilage ist eine Kritik von Erich Kuby an Deinem Buch. Ich schätze Kuby nicht; und ich hoffe, dass Du Dich über seine Bemerkungen nicht ärgerst. Aber senden wollte ich sie Dir doch; interessieren dürfte Dich, was geschrieben wird.[2]

Du wirst ja sicher schon erfahren haben, dass die Tagung in Torino verschoben wurde. Sie findet jetzt am 21. und 22. November statt. Ich soll nachher noch bissel bleiben, weil ein Seminar durchgeführt werden soll.[3] Und unsere Video-Kasetten Ich war im KZ sollen zum einem Teil gezeigt werden. Diese Kasetten werden übrigens schon in vielen Schulen hier – und manche auch in Deutschland – benützt, was mich freut.

Dass ich sehr neugierig auf Deine Essay-Sammlung bin, kannst Du Dir vorstellen. Englisch kann ich zur Not lesen,[4] wenns nicht allzu literarisch ist.

Nun Dir und Deinen Lieben alles Gute und Schöne, geruhsame Tage im Sommer, und ein fröhliches Wiedersehen!

Herzlichst grüsst Dich
Dein

 

Hermann

Vienna, 10 maggio 1986

 

Signor Professore
Dott. Primo Levi
Corso Re Umberto 75
Torino

 

Caro amico,[1]

ti ringrazio molto per la tua lettera del 28 marzo. Mi fa sempre piacere sentirti e quasi ti invidio per la tua produttività. Come ho già scritto, io non pubblico più – a parte un articolo ogni tanto. Non ho più le energie per farlo.

Vado ancora nelle scuole, invece, e a quanto pare per me le cose vanno in modo diverso: nelle discussioni mi sento del tutto a mio agio (se sono condotte in modo intelligente, cosa che di solito accade). E nemmeno mi stancano. E anzi proprio ora, che in occasione dell’elezione del presidente della Repubblica riemergono tante vicende terribili, sento ancora più chiaramente che abbiamo un dovere in questo senso.

Domani andrò a Linz per partecipare a un altro seminario rivolto agli insegnanti. È già il sesto. Grazie al nostro ministero dell’Istruzione ogni anno, a marzo, ne organizziamo uno sul tema «Ideologia e pratica del nazionalsocialismo». Sono in programma anche due incontri nelle scuole prima della fine dell’anno scolastico.

Sto anche cercando di sfruttare il cinquantenario della Guerra civile spagnola e la formazione delle Brigate Internazionali come opportunità per portare questo tema nelle scuole con i sopravvissuti austriaci delle Brigate, ma non so ancora se ci riuscirò; l’argomento, infatti, è più delicato.

Come puoi vedere dall’allegato, è in corso anche il tentativo di creare a Dachau un centro internazionale destinato ai giovani.

Un altro allegato contiene una recensione del tuo libro a firma di Erich Kuby. Non apprezzo Kuby e spero che le sue osservazioni non ti infastidiscano. Te l’ho voluta mandare comunque; credo ti interessi leggere quello che si scrive di te.[2]

Avrai già saputo che il convegno di Torino è stato rinviato: si terrà il 21 e il 22 novembre. Dovrei fermarmi un po’ più a lungo, perché è previsto un seminario[3] e proietteremo alcune delle nostre videocassette del ciclo Io ero in KZ. Tra l’altro, queste cassette vengono già usate in molte scuole di qui – e alcune anche in Germania – e la cosa mi rende felice.

Puoi immaginare quanto mi incuriosisce la tua raccolta di saggi. Riesco a leggere l’inglese se necessario,[4] purché non sia troppo letterario.

Auguro ogni bene a te e ai tuoi, serene giornate estive e un felice nuovo incontro!

Con i miei saluti più cari,
Tuo

 

Hermann

Vienna, May 10, 1986

 

Mr. Prof.
Primo Levi
Corso Re Umberto 75
Torino

 

Caro amico,[1]

Thank you very much for your letter of March 28. I’m always happy to hear from you, and I almost envy how productive you still are. As I have already written, apart from an article here and there, I do not publish anything anymore. I no longer have enough energy.

But I still go to schools and I obviously have had a very different experience from yours: I feel very comfortable in discussions (if they are conducted intelligently, as is usually the case). I do not get tired of it, either. And especially now, when so many terrible things have been revived during our federal presidential election, I feel our obligations in this regard stronger than ever.

Tomorrow I’m going to Linz again for an educators’ seminar. It is already the 6th. Every March we organize an event centering on the theme “The Ideology and Practice of National Socialism,” thanks to our Ministry of Education. And there are two more school visits planner for before the end of the school year.

I am also trying to use the 50th anniversary of the civil war in Spain and the formation of the International Brigades there as an opportunity to bring this topic into schools with Austrian survivors of these brigades, although I do not yet know whether I will succeed; the topic is rather more delicate.

As you can see from the enclosure, efforts are also underway to set up an international youth-outreach meeting center in Dachau.

I am also enclosing a review of your book by Erich Kuby. I do not appreciate Kuby, and I hope you are not annoyed by his comments. But I wanted to send it to you anyway, since what is being written might be of interest to you.[2]

You probably have already heard that the conference in Turin has been postponed. It will now take place on November 21 and 22. I am supposed to stay on a bit longer for a seminar.[3] And some of our I was in the concentration camp videocassettes will be shown. These cassettes, incidentally, are already being used in many schools here—and some in Germany too—which is satisfying.

You can imagine how very curious I am about your essay collection. I can read English if necessary,[4] if it is not too literary.

I send all my best to you and your loved ones, wish you a pleasant summer, and look forward to seeing you!

Warmest regards,
Yours,

 

Hermann

Wien, den 10. Mai 1986

 

Herrn Professor
Dr. Primo Levi
Corso Re Umberto 75
Torino

 

 

Caro amico,[1]

Herzlichen Dank für Deinen Brief vom 28. 3. Es freut mich immer, von Dir zu hören; und ich beneide Dich fast, wie produktiv Du noch immer bist. Wie ich schon geschrieben habe, publiziere ich – abgesehen von einem Artikel da und dort – nicht mehr. Dazu reichts nicht mehr.

Nach wie vor gehe ich aber in Schulen und da gehts mir offenbar anders als Dir: Ich fühle mich richtig wohl in Diskussionen (wenn sie – wie meist – intelligent geführt werden). Da werde ich auch nicht müde. Und gerade jetzt, wie anlässlich der Bundespräsidentenwahl so viel Schreckliches wiederaufsgelebt ist, fühle ich noch deutlicher unsere Verpflichtung auf diesem Gebiet.

Morgen fahre ich wieder zu einem Seminar für Pädagogen nach Linz. Es ist bereits das 6. Jedesmal im März veranstalten wir es unter dem Thema „Ideologie und Praxis des Nationalsozialismus“ dank unserem Unterrichtsministerium. Und auch vor Schulschluss sind noch zwei Schulbesuche auf dem Programm.

Ich bemühe mich auch, den 50. Jahrestag des Bürgerkriegs in Spanien und die Bildung der Internationalen Brigaden dort zum Anlass zu nehmen, um auch dieses Thema mit österreichischen Überlebenden dieser Brigaden in die Schulen zu bringen, weiss allerdings noch nicht, ob das gelingen wird; das Thema ist ja heikler.

Wie Du einer Beilage entnehmen kannst, laufen auch Bemühungen, um in Dachau eine internationale Jugendbegegnungsstätte einzurichten.

Und eine andere Beilage ist eine Kritik von Erich Kuby an Deinem Buch. Ich schätze Kuby nicht; und ich hoffe, dass Du Dich über seine Bemerkungen nicht ärgerst. Aber senden wollte ich sie Dir doch; interessieren dürfte Dich, was geschrieben wird.[2]

Du wirst ja sicher schon erfahren haben, dass die Tagung in Torino verschoben wurde. Sie findet jetzt am 21. und 22. November statt. Ich soll nachher noch bissel bleiben, weil ein Seminar durchgeführt werden soll.[3] Und unsere Video-Kasetten Ich war im KZ sollen zum einem Teil gezeigt werden. Diese Kasetten werden übrigens schon in vielen Schulen hier – und manche auch in Deutschland – benützt, was mich freut.

Dass ich sehr neugierig auf Deine Essay-Sammlung bin, kannst Du Dir vorstellen. Englisch kann ich zur Not lesen,[4] wenns nicht allzu literarisch ist.

Nun Dir und Deinen Lieben alles Gute und Schöne, geruhsame Tage im Sommer, und ein fröhliches Wiedersehen!

Herzlichst grüsst Dich
Dein

 

Hermann

Vienna, 10 maggio 1986

 

Signor Professore
Dott. Primo Levi
Corso Re Umberto 75
Torino

 

Caro amico,[1]

ti ringrazio molto per la tua lettera del 28 marzo. Mi fa sempre piacere sentirti e quasi ti invidio per la tua produttività. Come ho già scritto, io non pubblico più – a parte un articolo ogni tanto. Non ho più le energie per farlo.

Vado ancora nelle scuole, invece, e a quanto pare per me le cose vanno in modo diverso: nelle discussioni mi sento del tutto a mio agio (se sono condotte in modo intelligente, cosa che di solito accade). E nemmeno mi stancano. E anzi proprio ora, che in occasione dell’elezione del presidente della Repubblica riemergono tante vicende terribili, sento ancora più chiaramente che abbiamo un dovere in questo senso.

Domani andrò a Linz per partecipare a un altro seminario rivolto agli insegnanti. È già il sesto. Grazie al nostro ministero dell’Istruzione ogni anno, a marzo, ne organizziamo uno sul tema «Ideologia e pratica del nazionalsocialismo». Sono in programma anche due incontri nelle scuole prima della fine dell’anno scolastico.

Sto anche cercando di sfruttare il cinquantenario della Guerra civile spagnola e la formazione delle Brigate Internazionali come opportunità per portare questo tema nelle scuole con i sopravvissuti austriaci delle Brigate, ma non so ancora se ci riuscirò; l’argomento, infatti, è più delicato.

Come puoi vedere dall’allegato, è in corso anche il tentativo di creare a Dachau un centro internazionale destinato ai giovani.

Un altro allegato contiene una recensione del tuo libro a firma di Erich Kuby. Non apprezzo Kuby e spero che le sue osservazioni non ti infastidiscano. Te l’ho voluta mandare comunque; credo ti interessi leggere quello che si scrive di te.[2]

Avrai già saputo che il convegno di Torino è stato rinviato: si terrà il 21 e il 22 novembre. Dovrei fermarmi un po’ più a lungo, perché è previsto un seminario[3] e proietteremo alcune delle nostre videocassette del ciclo Io ero in KZ. Tra l’altro, queste cassette vengono già usate in molte scuole di qui – e alcune anche in Germania – e la cosa mi rende felice.

Puoi immaginare quanto mi incuriosisce la tua raccolta di saggi. Riesco a leggere l’inglese se necessario,[4] purché non sia troppo letterario.

Auguro ogni bene a te e ai tuoi, serene giornate estive e un felice nuovo incontro!

Con i miei saluti più cari,
Tuo

 

Hermann

Vienna, May 10, 1986

 

Mr. Prof.
Primo Levi
Corso Re Umberto 75
Torino

 

Caro amico,[1]

Thank you very much for your letter of March 28. I’m always happy to hear from you, and I almost envy how productive you still are. As I have already written, apart from an article here and there, I do not publish anything anymore. I no longer have enough energy.

But I still go to schools and I obviously have had a very different experience from yours: I feel very comfortable in discussions (if they are conducted intelligently, as is usually the case). I do not get tired of it, either. And especially now, when so many terrible things have been revived during our federal presidential election, I feel our obligations in this regard stronger than ever.

Tomorrow I’m going to Linz again for an educators’ seminar. It is already the 6th. Every March we organize an event centering on the theme “The Ideology and Practice of National Socialism,” thanks to our Ministry of Education. And there are two more school visits planner for before the end of the school year.

I am also trying to use the 50th anniversary of the civil war in Spain and the formation of the International Brigades there as an opportunity to bring this topic into schools with Austrian survivors of these brigades, although I do not yet know whether I will succeed; the topic is rather more delicate.

As you can see from the enclosure, efforts are also underway to set up an international youth-outreach meeting center in Dachau.

I am also enclosing a review of your book by Erich Kuby. I do not appreciate Kuby, and I hope you are not annoyed by his comments. But I wanted to send it to you anyway, since what is being written might be of interest to you.[2]

You probably have already heard that the conference in Turin has been postponed. It will now take place on November 21 and 22. I am supposed to stay on a bit longer for a seminar.[3] And some of our I was in the concentration camp videocassettes will be shown. These cassettes, incidentally, are already being used in many schools here—and some in Germany too—which is satisfying.

You can imagine how very curious I am about your essay collection. I can read English if necessary,[4] if it is not too literary.

I send all my best to you and your loved ones, wish you a pleasant summer, and look forward to seeing you!

Warmest regards,
Yours,

 

Hermann


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